Das Reich der Rache
Seitenzahl: 332 Seiten
Autor: Bernhard Hennen
Cover: Ruud van Giffen
Illustration: Ralf Hlawatsch
Region: Fasar, Unau, Cichanebi, Khôm, Al’Anfa
Erschienen: Juli 1996
Bei: Heyne
Buchnummer: R14
Erhältlich bei: Ulisses
Inhalt „Das Reich der Rache“
Nachdem Omar jede Spur der Tänzerin Melikae verloren hat, verdingt er sich in der Armee des Kalifen, um in seiner Verzweiflung den Tod zu suchen. Melikae ist aber in die Hände des Magiers Abu Dschenna gefallen, der, von Rachsucht und Machtgier getrieben, keine Moral mehr kennt und dem Wahnsinn nahe ist …
— Klappentext des Werkes; zur Weiterverwendung siehe Ulisses-Disclaimer
Zusatzinformationen:
Dieser Roman stellt den dritten Band der Serie „Drei Nächste in Fasar“ dar.
Bewertung der Redaktion
- Bewertung
Fazit
+ Erneut eine schön erzählte Geschichte in einer Geschichte
+ Stimmungsvolle Szenenbeschreibungen
+ Charaktere sind individuell ausgearbeitet
+ Tolle Twistplots
– Ende etwas absehbar
– Geschenisse am Ende etwas aprubt zu Ende
– Stellenweise etwas in die Länge gezogen
– Ein weiter erstärkter Omar ist etwas zu selbstsicher
– Das beide Hauptcharaktere sich ewig suchen
Inhalt
Das Reich der Rache, der dritte Teil der Drei Nächte in Fasar-Trilogie von Bernhard Hennen, entführt uns in die faszinierende und exotische Gegend von Aventurien.
Charakterbeschreibung
Die Protagonisten des Romans sind vielschichtig und tief in den kulturellen Gegebenheiten der Spielwelt verankert. Omar, einer der zentralen Charaktere, ist eine schillernde Figur, die sich von einem einfachen Novadi-Sklaven zu einem kampferprobten Krieger entwickelt. Seine Liebe zu Melikae treibt ihn an und gibt ihm Kraft, selbst in den finstersten Stunden nicht aufzugeben. Omar ist getrieben von einer tiefen inneren Zerrissenheit: Er schwankt zwischen der Sehnsucht nach seiner verlorenen Liebe und dem Wunsch nach einem ehrenvollen Tod im Kampf. Seine komplexe Persönlichkeit wird durch seinen Ehrgeiz und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für sich und Melikae ergänzt.
Melikae, die Sharisad, ist nicht nur eine gepeinigte Liebende, sondern auch eine eigenwillige und kluge Frau. Sie wird im Laufe der Geschichte zur Verkörperung von Mut und Entschlossenheit. Ihre Erfahrungen im Roman machen sie zu einer beeindruckenden Figur, die auf Rache sinnt und dennoch nicht vergisst, was es bedeutet, zu lieben. Melikae befindet sich auf einem Weg, der sie zur inneren Stärke führt, und sie beweist, dass ihre Anmut und ihr Einfluss auch ohne physische Kraft mächtig sein können.
Ein weiterer faszinierender Charakter ist Abu Dschenna, der Magier und Antagonist der Geschichte. Getrieben von einer unersättlichen Machtgier und der Sehnsucht nach Rache, ist Abu Dschenna eine düstere und beängstigende Figur. Bernhard Hennen beschreibt ihn als jemand, der sich dem Wahnsinn hingibt, und sein Handeln ist geprägt von einem Unverständnis gegenüber menschlichen Emotionen und moralischen Grenzen. Seine Beziehung zu Melikae ist von Manipulation und einem ungesunden Besitzanspruch geprägt, was die Dynamik zwischen diesen beiden Charakteren besonders spannend macht.
Nacherzählung
Die Handlung von Das Reich der Rache entfaltet sich mit dem Schicksal Omars, der jede Spur seiner geliebten Melikae verloren hat. Voller Verzweiflung schließt er sich der Armee des Kalifen an, in der Hoffnung, im Kampf gegen die mächtigen Truppen von Al’Anfa den Tod zu finden. Doch Melikae lebt noch. Sie ist in die Fänge des mächtigen und gefährlichen Magiers Abu Dschenna geraten, dessen Rachsucht und Wahnsinn immer bedrohlicher werden. Die Geschichte dreht sich um Omars verzweifelte Suche und Melikaes Überlebenskampf in einer feindseligen Welt.
Bernhard Hennen schafft es sehr gut, die Spannung zu halten, indem er die Erzählstränge geschickt miteinander verwebt. Er taucht tief in die politische und gesellschaftliche Struktur der Tulamidenlande ein und beschreibt eindrucksvoll die Zwänge und Intrigen, die die Charaktere umgeben. Dabei erlebt der Leser epische Kämpfe, düstere Verhöre und die Pracht der tulamidischen Stadt Fasar, die wie eine pulsierende, lebendige Figur in der Geschichte wirkt.
Besonders einprägsam sind die detaillierten Kampfszenen, die Hennen mit einer beeindruckenden Bildsprache schildert. Ein Beispiel dafür ist die Szene, in der Omar mit der Armee des Kalifen auf die Truppen von Al’Anfa trifft. Die Schlacht ist chaotisch und blutig, und Hennen scheut sich nicht, die Grausamkeit des Krieges zu schildern. Das Kämpfen ist für Omar nicht nur eine Möglichkeit, seine Wut zu kanalisieren, sondern auch ein verzweifelter Versuch, einen Sinn in seinem Leben zu finden.
Szenendarstellung
Eine der herausragenden Szenen des Romans ist Melikaes Begegnung mit Abu Dschenna in seinem prächtigen, aber unheimlichen Palast. Die Atmosphäre ist voller Spannung und unterschwelliger Bedrohung. Abu Dschenna ist eine Verkörperung des Bösen, ein Mann, der so von Macht und Rache besessen ist, dass er sich der Dunkelheit hingegeben hat. Melikae spürt die Gefahr und die Versuchung zugleich, und Hennen beschreibt diese Szene mit einem Gespür für Dramatik und Psychologie, das seinesgleichen sucht. Der Leser wird in Melikaes Angst und Stärke gleichermaßen hineingezogen.
Auch die Szenen im zerfallenen Theater von Fasar, in dem der alte Märchenerzähler Mahmud den Bettlern und Tagelöhnern Geschichten erzählt, sind magisch und voller Symbolik. Mahmud, der sich mit seinem Wanderstab durch die verfallene Stadt bewegt, ist ein Charakter, der in seiner Zerbrechlichkeit und Weisheit berührt. Die Vorstellung, dass die Liebe stärker ist als die dunklen Mächte der Magie, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Erzählung.
Fazit
Bernhard Hennen hat mit Das Reich der Rache einen Roman geschaffen, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die Handlung ist packend und die Charaktere sind vielschichtig. Die Welt von Aventurien wird so lebendig beschrieben, dass man sich förmlich in die staubigen Straßen Fasars oder in die dunklen Korridore von Abu Dschnennas Palast versetzt fühlt. Bernhard Hennen versteht es, seine Leser mit einer raffinierten Mischung aus Abenteuer, Romantik und Tragik zu fesseln.
Die Dialoge sind treffend und sorgen dafür, dass die Figuren authentisch wirken. Besonders beeindruckend ist Hennens Fähigkeit, düstere und hoffnungsvolle Momente zu verbinden, ohne dass dies unnatürlich wirkt. Die magische und gleichzeitig grausame Welt ist voller Gefahren, doch es sind die menschlichen Emotionen – Liebe, Rache, Ehre und Verzweiflung –, die die Geschichte vorantreiben.
Der einzige Kritikpunkt, der dem Roman eine perfekte Wertung verwehrt, ist, dass sich manche Passagen etwas in die Länge ziehen. An einigen Stellen wünscht man sich eine straffere Erzählweise. Dennoch ist Das Reich der Rache ein packendes Leseerlebnis, das einen bleibenden Eindruck mit dem Ende der Serie hinterlässt. Leider empfand ich das Ende etwas zu hektisch und es kam zu direkt, weswegen auch hier Punkte abgezogen wurden.
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