Aufgrund des Videos „Garetien & Ritterturniere – Historienvergleich Folge 1 | 40 Jahre DSA“ des YouTube-Kanals von Ulisses VoD bin ich auf die Idee gekommen, einmal das reale Mittelalter mit dem Mittelalter aus unserem Lieblingsrollenspiel grob zu vergleichen, denn das Mittelalter, eine Epoche geprägt von Rittern, Drachen und mystischen Kreaturen, fasziniert nicht nur Historiker, sondern auch uns Rollenspieler. Das Schwarze Auge entführt Spieler in eine fantastische Welt voller Abenteuer und Magie, die dem Mittelalter nachempfunden ist. Doch wie unterscheidet sich die mittelalterliche Welt von Das Schwarze Auge von der realen Geschichte? Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.
Inhalt
Gesellschaftliche Strukturen:
Im Rollenspiel Das Schwarze Auge sind die gesellschaftlichen Strukturen oft stark vereinfacht und idealisiert. Adelige Ritter, kluge Magier und einfache Bauern bevölkern die Welt, wobei jeder Stand klare Aufgaben und Verantwortlichkeiten hat. Im echten Mittelalter war die soziale Hierarchie jedoch viel komplexer. Neben den Adligen und Bauern existierten Handwerker, Händler und Geistliche, die alle einen entscheidenden Beitrag zur Gesellschaft leisteten. Das Schwarze Auge neigt dazu, diese Vielfalt zu Gunsten von Spielbarkeit und Erzählung zu vereinfachen.
Städte im Mittelalter:
Ein weiterer markanter Unterschied zwischen Das Schwarze Auge und der historischen Realität betrifft die Darstellung von Städten. Im Rollenspiel sind Städte oft als pulsierende Zentren mit prächtigen Bauten, lebhaften Märkten und einer Vielzahl von Annehmlichkeiten dargestellt. Diese idealisierte Darstellung entspricht nicht immer der historischen Realität. Während es im Mittelalter durchaus florierende Städte gab, waren sie oft von engen Gassen, einfachen Gebäuden und rudimentärer Infrastruktur geprägt. Das Schwarze Auge neigt dazu, die urbanen Zentren in seiner Welt zu romantisierten Schauplätzen voller Möglichkeiten zu machen, während historische Städte oft mit den Herausforderungen von begrenzten Ressourcen, hygienischen Problemen und sozialen Ungleichheiten zu kämpfen hatten.
Sprache und Kommunikation:
Ein weiterer bedeutsamer Unterschied zwischen der Darstellung des Mittelalters in Das Schwarze Auge und der historischen Realität betrifft die Sprache. Im Rollenspiel wird oft eine standardisierte, modernisierte Form des Altdeutschen verwendet, um den Spielerinnen und Spielern einen leichteren Zugang zur Kommunikation in der Spielwelt zu ermöglichen. Im echten Mittelalter variierte die Sprache stark je nach Region, Klasse und Bildungsniveau. Das einfache Volk sprach Dialekte, während Adlige oft Latein und später auch Französisch beherrschten. Die Vielfalt der Sprache im Mittelalter spiegelt sich in Das Schwarze Auge nicht in vollem Umfang wider, da die Komplexität der Sprachenvielfalt dem Spielfluss entgegenwirken könnte.
Magie und Übernatürliches:
Ein auffälliger Unterschied zwischen dem Rollenspiel und der Realität liegt in der Präsenz von Magie und übernatürlichen Elementen. Das Schwarze Auge ist reich an fantastischen Kreaturen, Zaubersprüchen und mystischen Artefakten, die die Welt formen. Im echten Mittelalter glaubten die Menschen zwar an Magie und Übernatürliches, aber die Vorstellung von Feen, Drachen und direkter Magie war nicht Teil des alltäglichen Lebens. Religiöse Vorstellungen und Aberglauben spielten jedoch eine bedeutende Rolle.
Konflikte und Kriege:
Das Schwarze Auge präsentiert eine Welt voller Konflikte, Schlachten und politischer Intrigen. Die Rivalität zwischen verschiedenen Königreichen und das Bedrohungspotenzial durch dunkle Mächte sind zentrale Elemente der Handlung. Im realen Mittelalter waren Kriege und Auseinandersetzungen sicherlich präsent, aber sie waren oft von wirtschaftlichen, religiösen und territorialen Motiven geprägt. Das Schwarze Auge überspitzt und romantisiert diese Konflikte für ein packendes Spielerlebnis.
Waffen im Mittelalter:
Ein weiterer bedeutender Unterschied zwischen Das Schwarze Auge und der historischen Realität betrifft die Darstellung von Waffen. Im Rollenspiel sind Charaktere oft mit einer beeindruckenden Auswahl an Waffen ausgestattet, darunter magische Schwerter, Bögen mit übernatürlichen Eigenschaften und exotische Fernkampfwaffen. Das Schwarze Auge neigt dazu, die Vielfalt und Übernatürlichkeit von Waffen für ein spannendes Spielerlebnis zu betonen. Im echten Mittelalter hingegen waren Waffen oft simpler, und ihre Effektivität hing stark von Materialien, Handwerkskunst und individueller Fertigkeit ab. Die Verfügbarkeit von magischen Waffen oder übernatürlichen Kräften war in der Realität nicht gegeben.
Alltagsleben und Technologie:
Das tägliche Leben im Mittelalter, wie es in Das Schwarze Auge dargestellt wird, weicht stark von der historischen Realität ab. Die Technologie war begrenzt, medizinische Versorgung war primitiv, und der Zugang zu Wissen war stark eingeschränkt. Im Rollenspiel hingegen sind oft hochentwickelte Städte, fortschrittliche Magie und komplexe Handelsnetzwerke präsent. Das Schwarze Auge schafft somit eine idealisierte Version des Mittelalters, die die Herausforderungen und Härten des echten Lebens oft ausblendet.
Lebensmittel und Nahrung im Mittelalter:
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen dem Mittelalter in Das Schwarze Auge und der historischen Realität betrifft die Darstellung von Lebensmitteln und Nahrung. Im Rollenspiel gibt es oft eine Fülle von exotischen Speisen, die den Spielercharakteren zur Verfügung stehen. Dabei werden jedoch häufig die Herausforderungen der Lebensmittelversorgung im echten Mittelalter vernachlässigt. In Das Schwarze Auge sind Märkte und Tavernen oft reich an verschiedenen Leckereien, während die Realität des Mittelalters von Ernteausfällen, Hungersnöten und begrenzten kulinarischen Optionen geprägt war. Die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln war stark von den Jahreszeiten, dem Wetter und lokalen Ereignissen abhängig.
Gesundheit im Mittelalter:
Ein weiterer bedeutender Unterschied zwischen Das Schwarze Auge und der historischen Realität betrifft die Darstellung der Gesundheit. Im Rollenspiel können Spielercharaktere oft auf magische Heilung, Tränke und Zauber zurückgreifen, um ihre Wunden zu heilen oder Krankheiten zu überwinden. Im echten Mittelalter war die medizinische Versorgung jedoch primitiver, und die Menschen waren den Herausforderungen von Epidemien und mangelnder Hygiene stärker ausgesetzt. Ärzte und Heiler verließen sich auf überliefertes Wissen und Kräuter, und die Lebenserwartung war im Allgemeinen niedriger. Das Schwarze Auge bietet somit eine idealisierte Vorstellung von Gesundheit und Heilung, die von der historischen Realität abweicht.
Unterhaltung im Mittelalter:
Ein weiterer Aspekt, in dem Das Schwarze Auge und die historische Realität auseinandergehen, betrifft die Darstellung von Unterhaltung. Im Rollenspiel gibt es oft opulente Tavernen, bunte Jahrmarkte und prächtige Festlichkeiten, die die Spielercharaktere frequentieren können. Diese Darstellung spiegelt jedoch nicht vollständig die Vielfalt der Unterhaltungsmöglichkeiten im echten Mittelalter wider. In Das Schwarze Auge steht die Unterhaltung oft im Zeichen von Festen, Turnieren und theatralischen Aufführungen. Im historischen Mittelalter hingegen wurden Volksfeste, Gaukler, Minnesänger, Tavernenspiele und andere Formen der Unterhaltung von Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten genossen. Die Rollenspielwelt vereinfacht und romantisiert diese Facetten der Unterhaltung, um eine fesselnde Spielumgebung zu schaffen.
Berufe im Mittelalter:
Ein weiterer Aspekt, in dem Das Schwarze Auge von der historischen Realität abweicht, ist die Darstellung von Berufen. Im Rollenspiel finden sich Charaktere mit eindeutig definierten Klassen wie Krieger, Magier oder Dieb, die jeweils spezifische Fähigkeiten und Eigenschaften besitzen. Im echten Mittelalter waren Berufe jedoch vielfältiger und weniger klar strukturiert. Handwerker, Bauern, Händler und Künstler trugen genauso zum gesellschaftlichen Gefüge bei wie Adlige und Ritter. Das Schwarze Auge vereinfacht diese Komplexität zugunsten der Spielbarkeit und klaren Rollenverteilung.
Fazit:
Das Schwarze Auge bietet eine faszinierende Reise in eine Welt, die vom Mittelalter inspiriert ist, aber mit fantastischen Elementen angereichert wurde. Es ist wichtig zu erkennen, dass das Rollenspiel eine kreative Interpretation der Vergangenheit darstellt und nicht als historisch akkurates Abbild betrachtet werden kann. Der Vergleich zwischen der fiktiven Welt von Das Schwarze Auge und dem echten Mittelalter verdeutlicht, wie kulturelle Vorstellungen und Fantasie die Wahrnehmung einer historischen Epoche beeinflussen können.
Kein Bashing und keine Vollständigkeit:
Natürlich liebe ich DSA und diese grobe Übersicht der Unterteilung soll kein DSA-Bashing sein. Prinzipiell dient es in erster Linie der Unterhaltung und als Anstoß, dass man sich auch sehr gut an der realen Welt für unsere Fantasywelt orientieren kann, auch im Mittelalter. Es ist auch klar, dass diese grobe Unterteilung keine allumfassende Darstellung aller Unterschiede beinhalten kann, dafür ist der Umfang zu groß. Ich erhebe damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit und absoluter Richtigkeit meiner Auflistung. Gerne darfst du mir da in den Kommentaren aber weiterhelfen, was du noch als wichtigen Unterschied der beiden Welten empfindest.
Wenn du dich aber weiter über das reale Mittelalter informieren möchtest, kann ich dir folgende Bücher über das Thema empfehlen.
Bücher zum Mittelalter:
- „Das Mittelalter für Kinder“ von Jacques Le Goff:
- Text von Amazon: „Der große Historiker Jacques Le Goff führt in diesem Buch Kinder und Jugendliche in die wunderbare Welt des Mittel- alters ein. Er beantwortet ihre Fragen zu Rittern und Kreuzfahrern, Heiligen und Ungläubigen, zu den Mächtigen und den Armen der Epoche.“ Mehr dazu* – ISBN-13 978-3406564390, ISBN-10 3406564399
- „Ein Jahr im Mittelalter: Essen und Feiern, Reisen und Kämpfen, Herrschen und Strafen, Glauben und Lieben“ von Tillmann Bendikowski:
- Text von Amazon: „Die Popularität des Mittelalters ist seit vielen Jahren ungebrochen. Es sind die konkreten Dinge des Lebens, die besonders faszinieren: Wie lebten und starben die Menschen? Wie feierten sie, wie zogen sie sich an und was aßen sie? Was taten sie bei Krankheit, wie schützten sie sich vor Hitze und Kälte? Woran glaubten sie, wovor hatten sie Angst, was machte ihnen Mut? Der Autor beschreibt anschaulich und mithilfe zahlreicher farbiger Abbildungen den thematisch in zwölf (Monats-)Kapitel gegliederten Jahreslauf und ermöglicht dem Leser ein unmittelbares Eintauchen in die fremde Welt vor 1000 Jahren.“ Mehr dazu*
- „Die Welten des Mittelalters: Globalgeschichte eines Jahrtausends“ von Michael Borgolte:
- Text von Amazon: „Die globalisierte Welt der Gegenwart mit ihren Orientierungskrisen erfordert eine Neubestimmung auch des Mittelalters jenseits eurozentrischer Blickverengungen. Michael Borgolte zeigt in seiner magistralen Darstellung, dass Europa zwar stets ein Teil der größten «Welt» von drei Kontinenten – Europa, Asien und Afrika – war, aber sich erst in einem langanhaltenden historischen Prozess aus seiner globalen Randposition befreien und zur eigenständigen Gestaltungsmacht werden konnte.“ Mehr dazu* – ISBN-978-3406784460, ISBN-10 3406784461
Hier geht es zum Video Garetien & Ritterturniere – Historienvergleich Folge 1 | 40 Jahre DSA von Ulisses VoD.
Bildquellen
- unterschied-dsa-mittelalter-und-realitaet: Erstellt mit Dall-E (KI)
[…] Blog DSA-spielen.de gibt es eine neue Kolumne. Inspiriert durch das Ulisses-Video Garetien & Ritterturniere – Historienvergleich Folge 1, […]