Flucht aus Ghurenia – DSA-Roman R19

Flucht aus Ghurenia

Flucht aus Ghurenia DSA Roman R19
Ruud van Giffen © Heyne / Alle Rechte vorbehalten
Zeitangabe Aventurien: 1019 BF
Seitenzahl:
302 Seiten
Autor: Hans Joachim Alpers
Cover: Ruud van Giffen
Illustration: Keine Angabe
Region: Südmeer, Ghurenia, Minlo
Erschienen: 1996
Bei: Heyne
Buchnummer: R19
Erhältlich bei: Ulisses

Inhalt „Flucht aus Ghurenia“

Thalon verliebt sich ausgerechnet in Alina, die Tochter der mächtigen Kauffrau Murenbreker. Als die beiden fliehen, haben sie nicht nur die Häscher des Despoten von Ghurenia, sondern auch den Murenbreker-Klan auf dem Hals. Der zweite Roman über die Piraten des Südmeeres schildert Thalons verzweifelten Kampf um Liebe und ein eigenbestimmtes Leben in einer Welt, die ihm beides nicht zubilligen will.
— Klappentext des Werkes; zur Weiterverwendung siehe Ulisses-Disclaimer

Zusatzinformationen:
Dieser Roman stellt den zweiten Band der Serie „Die Piraten des Südmeers“ dar.

Bewertung der Redaktion

Fazit

Nachdem ich zuletzt Ulrich Kiesows Die Gabe der Amazonen gelesen hatte, wollte ich mich weiter durch die Welt der DSA-Romane arbeiten. Mein Ziel ist es, alle DSA-Romane zu lesen – ein ehrgeiziges Vorhaben, das mir aber immer wieder faszinierende Einblicke in das riesige Universum Aventuriens bietet. Als nächster Titel stand für mich Hans Joachim Alpers‘ Flucht aus Ghurenia auf dem Programm. Der Roman ist Band 2 der Piraten des Südmeers-Reihe und direkter Nachfolger von Hinter der Eisernen Maske, einem Buch, das ich sprachlich wie erzählerisch eher zwiespältig fand.

Umso gespannter war ich, ob Alpers im zweiten Teil eine stimmigere Balance finden würde. Schon das Cover und der Klappentext versprachen mehr Fokus auf Charakterentwicklung und einen dramatischen Fluchtplot. In dieser Rezension gehe ich näher auf Inhalt, Figuren, Atmosphäre und meine persönliche Einschätzung ein.

Inhalt

Charakterbeschreibung

Im Zentrum der Geschichte steht Cassim, ein junger Mann mit Gedächtnisverlust, der als Sklave in einem Steinbruch schuften muss. Anfangs wirkt Cassim einfältig, fast tierhaft – aber je weiter die Handlung voranschreitet, desto deutlicher wird: Hinter der Fassade verbirgt sich eine komplexe Figur. Nach und nach erinnert er sich an seine wahre Identität als Thalon, einst Pirat und Geliebter der Adligen Alina Murenbreker.

Besonders hervor sticht Cedira, eine zwergische Piratin, die Cassim alias Thalon aus dem Steinbruch befreit. Cedira ist rau, derb und durchsetzungsstark, zugleich aber mitfühlend und klug. Ihre Darstellung als Seefahrerin ist in der DSA-Welt eher ungewöhnlich und bleibt trotz charismatischer Ausgestaltung ein diskussionswürdiger Punkt.

Die weiteren Figuren sind überwiegend stimmig: Mishia, die stumme, entstellte junge Piratin mit tragischer Vergangenheit, bringt emotionale Tiefe; Malurdhin, der Sklavenhändler und Gegenspieler, ist sinistrer Strippenzieher und eine ständige Bedrohung im Hintergrund. Insgesamt sind die Charaktere differenzierter und glaubwürdiger gezeichnet als im Vorgänger.

Nacherzählung

Cassim lebt als Sklave auf der Gefangeneninsel Minlo. Er hat keine Erinnerungen an sein früheres Leben, wird aber von vagen Gefühlen und Alpträumen geplagt. Als die zwergische Piratin Cedira erscheint und ihn unter einem Vorwand kauft, beginnt seine Flucht. Gemeinsam mit ihr und ihrer Crew gelingt es, Cassim von der Insel zu entführen. Dabei stellt sich heraus: Er ist niemand Geringerer als Thalon, ein ehemaliges Crewmitglied der Seewolf und einst Liebhaber der Kaufmannstochter Alina Murenbreker.

Nach der Flucht beginnt für Thalon eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit. Die Suche nach Wahrheit, Freiheit und Liebe führt ihn über verschiedene Stationen – durch Seegefechte, Intrigen in der Sklavenstadt Ghurenia bis hin zur Konfrontation mit den alten Feinden. Im Mittelpunkt steht nicht nur die physische, sondern auch die innere Reise: Thalon muss entscheiden, ob er zu seinem alten Leben zurückkehren oder einen neuen Weg wählen will.

Szenendarstellung / Atmosphäre

Flucht aus Ghurenia ist sprachlich deutlich runder als sein Vorgänger. Die Eröffnungsszene im Steinbruch auf Minlo ist intensiv, bedrückend und atmosphärisch dicht. Die Beschreibung des sadistischen Aufsehers Achak, die Arbeit der Sklaven und die subtile Bedrohung durch die Wächter sind eindrucksvoll in Szene gesetzt.

Auch die Darstellung des Lebens an Bord der Seewolf, das Gefüge innerhalb der Piratencrew und später die Stadt Ghurenia – mit ihren korrupten Eliten und geheimen Machenschaften – vermitteln ein authentisches Bild vom aventurischen Südmeerraum.

Die Atmosphäre leidet jedoch in Teilen unter Wiederholungen. Manche Passagen – etwa die Szenen im Lager oder Gespräche an Bord – hätten gekürzt werden können, ohne dass die Geschichte an Substanz verloren hätte. Der Roman bleibt trotz einiger Längen lesbar und bringt die Welt mit passenden Details zum Leben.

Ein atmosphärisches Highlight ist die Fluchtszene von der Insel Minlo. Die Tarnung Cediras, das Spiel mit dem Namen Malurdhin und der plötzliche Kurswechsel Richtung Freiheit sind clever konstruiert und spannend umgesetzt.

Fazit

Flucht aus Ghurenia ist ein deutlich gelungenerer Roman als sein Vorgänger Hinter der Eisernen Maske. Die Charaktere wirken glaubwürdiger und sind besser ausgearbeitet, der Sprachstil ist weit weniger derb und vulgär, die Handlung stringenter. Besonders die Entwicklung von Cassim/Thalon und die liebevoll beschriebene Piratencrew tragen dazu bei, dass man emotional in die Geschichte eintauchen kann.

Trotzdem ist die Story in weiten Teilen wenig überraschend: Der Plot folgt bekannten Tropen wie Gedächtnisverlust, Flucht, Wiedererkennen, Intrigen und einer alten Liebe. Aber gerade der Aspekt des Gedächtnisverlustes verleiht dem Roman eine angenehme Tiefe und ist ein gelungener erzählerischer Kunstgriff. Cassims… pardon Thalons Ringen mit sich selbst, sein Wunsch nach Wahrheit und Selbstbestimmung sind nachvollziehbar und emotional tragend.

Ein fester Kritikpunkt bleibt für mich die Zwergin Cedira als Seefahrerin. Auch wenn sie innerhalb der Geschichte gut funktioniert, bleibt diese Entscheidung mit Blick auf das aventurische Hintergrundmaterial schwer nachvollziehbar. Zwergenkultur und Seefahrt passen nur bedingt zusammen, was bei mir für Irritation sorgte und ich beim Lesen ab und an deswegen raus war und nachdachte.

Trotzdem überwiegen die positiven Eindrücke. Wer Hinter der Eisernen Maske überstanden hat, wird hier deutlich besser unterhalten. Die Figuren sind plastischer, die Sprache klarer, und es gibt mehr emotionale Tiefe.

Endnote: 3 von 5 Sternen.

Ein solider Aventurien-Roman mit interessanten Figuren und einem klassischen Plot, der für DSA-Fans lesenswert ist – auch wenn die Geschichte nicht mit Überraschungen punktet. Der Gedächtnisverlust sorgt für eine willkommene Variation, und die weniger grobe Sprache ist eine echte Verbesserung gegenüber dem Vorgänger.

 

Wie hat dir der Roman gefallen? Gerne selber in den Kommentaren unten bewerten.

Bildquellen

  • Flucht aus Ghurenia DSA Roman R19: Ruud van Giffen © Alle Rechte vorbehalten. ©Heyne Alle Rechte vorbehalten.
Teilen
0 0 votes
Bewertung
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments

[…] In diesem Sammelband sind die Romane Hinter der eisernen Maske, Flucht aus Ghurenia und Das letzte Duell aus der Serie Die Piraten des Südmeers […]